Wozu brauchen Sie High Performer?-Michael G. Schmidt

Wozu brauchen Sie High Performer? – Wie Sie Ihre besten Leute richtig einsetzen

Wo setzen Sie Ihre besten Leute, Ihre High Performer ein? Die erste Antwort, die ich von Unternehmern auf diese Frage bekomme, ist meistens: „Natürlich in meinen wichtigsten Kundenprojekten.“ Aber hinter diese Antwort möchte ich ein dickes Fragezeichen setzen.

Es darf nicht nur einen High Performer geben

Natürlich, wenn ein Kunde auf Sie zukommt mit einem richtig großen Auftrag, den Bau einer Autobahnbrücke über ein 300 Meter breites Tal zum Beispiel, dann sollten Sie nicht irgendjemand von Ihren Leuten damit betrauen, sondern jemand, von dem Sie wissen, dass er das Projekt in den Griff bekommt. Jemand, der den Kunden mit seiner Kompetenz überzeugt. Ihren besten Mann.

Und wenn das Projekt dann richtig gut läuft, wenn die Brücke in time und zum vorher definierten Budget fertig wird, dann spricht sich das rum. Der nächste potenzielle Auftraggeber klopft bei Ihnen an – und dann noch einer. Ihre Verkäufer versprechen jedem Kunden selbstverständlich die beste Performance, die beste Leistung für deren Auftrag. Kurz: Sei versprechen jedem der beiden Kunden Ihren High Performer und – Sie bekommen beide Aufträge. Wunderbar!

Wunderbar? Den Bau einer solchen Brücke zu betreuen, ist ein Fulltime-Job, und wenn Sie nur diesen einen besten Mann im Unternehmen haben, dann haben Sie jetzt ein Problem. High Performer sind ein rares Gut. Es gibt nicht so viele davon. Selbst wenn es Ihnen gelingt, einen zweiten „Brückenspezialisten“ für Ihr Unternehmen zu verpflichten, einen, der sich richtig gut mit Brückenbau auskennt, dann heißt das noch lange nicht, dass er für Ihr Unternehmen auch ein High Performer ist.

Unter einem High Performer verstehe ich an dieser Stelle jemanden, der nicht nur einzelne Fachthemen besonders gut beherrscht, sondern auch Prozesse und Methoden kritisch hinterfragt und nach Verbesserungen strebt.

Jemanden, der sich in Ihrer Organisation bewegen kann wie ein Fisch im Wasser und weiß, wie er sein Fachwissen mit Ihrem Unternehmen in Ergebnisse umwandeln kann.

Was also tun, wenn diese High-Performer in Ihrem Unternehmen eine knappe Ressource sind (was leider meistens der Fall ist)?

High Performer gehören nicht nur an die Front

Ich erlebe diese Knappheit immer wieder in Unternehmen, wenn ich als Projektmanager zum Beispiel die Implementierung einer neuen Business-Software betreue. Um die an die Bedürfnisse und Anforderungen eines Unternehmens individuell anpassen zu können, brauche auch ich immer diese High Performer, die Besten der Besten, denn nur die wissen wirklich, wo es klemmt und wo man ansetzen muss, um etwas zu verbessern (lesen Sie dazu auch meinen Blogbeitrag „Neue Unternehmenssoftware installieren: Wie aufwendig ist das?“). Nur die kennen und verstehen die Abläufe und erforderlichen Veränderungen, mit denen die neue Software kompatibel sein muss. Und hier tut sich ein großes Problem auf: Ich brauche also intern genau die Leute, die am wenigsten Zeit haben, weil sie immer und ausschließlich am Frontend, am Kundenprojekt eingesetzt werden.

Oder anders gesagt: Wenn Sie Ihre High Performer ausschließlich für die direkt wertschöpfenden, kurzfristigen Kundenprojekte einsetzen, verzichten Sie auf deren Kompetenz bei den strategischen, langfristig wichtigeren internen Projekten.

Als Unternehmer sollten Sie also darüber nachdenken: Wozu brauchen Sie Ihre High Performer wirklich? Wie erzeugen Sie mit ihnen die größte Hebelwirkung für Ihr Unternehmen? Am Frontend oder intern?

Externe Spezialisten ersetzen keinen internen High Performer

„Für die internen Projekte holen wir uns externe Spezialisten.“ Auch hinter diese oft gehörte Aussage möchte ich ein Fragezeichen stellen. Nichts gegen externe Projektmanager und Spezialisten. Ihr wichtigster Vorteil: Sie sind fremd im Unternehmen. Deshalb haben sie einen neutralen, unverstellten Blick auf Ihre Organisation und Abläufe. Sie sehen schneller, wo es hakt. 

Einer ihrer Nachteile: Sie sind eben fremd im Unternehmen. Auch sie müssen – wie ich – auf das Know-how Ihrer besten Leute zurückgreifen, müssen die interne Organisation, Prozesse und Abläufe abfragen, wenn sie ihre Arbeit gut machen möchten. Ein weiterer Nachteil: Bei welcher Veränderung in Ihrem Unternehmen auch immer sie helfen – das entscheidende Know-how dahinter, warum sie was wie implementiert haben, nehmen sie häufig wieder mit. Und das fehlt Ihnen, wenn später noch einmal etwas nachgebessert oder geändert werden muss – was bei einer Unternehmenssoftware eigentlich immer der Fall sein wird … denn nichts ist so beständig wie die Veränderung.

Lassen Sie Ihren High Performer Ihr Unternehmen zum High Performer machen!

Und deshalb ist meine Antwort auf die Frage, wo Sie Ihre besten Leute am wirksamsten einsetzen: High Performer sind dann am wirksamsten, wenn Sie ihr Know-how und ihre Kompetenz dazu nutzen, Ihr Unternehmen, Ihre Mitarbeiter langfristig projektmanagementfähig und agil zu machen. High Performer sehen Veränderungen am Markt auch als Chance. Sie haben das Mindset und die Smartness, wesentlich daran mitzuwirken, interne Change-Projekte mitzugestalten, Lösungen zu entwickeln, Ihr Unternehmen und Ihre Mitarbeiter zu befähigen, wichtige Kundenprojekte zu stemmen – auch dann, wenn der High Performer einmal nicht zur Verfügung steht.

Und das Wichtigste: Auf diese Weise bleibt das Know-how, wie Ihr Unternehmen projektfähig wird und bleibt, in Ihrem Unternehmen selbst.

Das heißt nicht, dass Sie Ihren besten Brückenbauer jetzt keine Brücken mehr bauen lassen sollten. Aber Sie sollten ihn auch dazu einsetzen, Ihrem Unternehmen die Brücke in die Zukunft zu bauen. Setzen Sie Ihre High Performer dazu ein, Ihr Unternehmen zum High Performer zu machen.

Ihr

Michael G. Schmidt

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